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Obwohl der Kalender behauptete, dass nun der Wonnemonat Mai im Gange war, hatte das fast sommerliche Wetter kurz vor dem Zusammentreffen einer herbstlichen, windig-feuchten Abkühlung Platz gemacht. Aber 28 interessierte Naturfreundinnen und Naturfreunde (und ein Baby als ornithologischer Nachwuchs) hatten sich davon nicht abhalten lassen. Wie schon im letzten Jahr ermöglichte uns Hans-Jürgen Kelm von der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum der Vogelwelt in der Gemeinde. Nach dem Morgenspaziergang im Vorjahr mit den Stationen Elbufer, Dorf, Gehölze und Felder war dieses Mal ein Abendspaziergang mit einem Blick in das schöne Deichvorland an der Reihe.

Gleich am Anfang ließ sich als erster Höhepunkt eine Trauerseeschwalbe sehen, die elegant über dem Altwasser jagte. Diesem in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Vogel ging es an der Tauben Elbe beim nahen Penkefitz, einem seiner letzten niedersächsischen Brutplätze, zeitweilig sehr schlecht. Doch ein Hilfsprogramm mit künstlichen Brutflößen sorgte für eine Erholung der Bestände, so dass im Vorjahr 70 Seeschwalben-Junge ausgebrütet werden konnten, so viel wie seit 60 Jahren nicht.

An die nächste Erfolgsgeschichte erinnerten kurz danach zwei Seeadler. Dieser mächtige Greifvogel war vor hundert Jahren in den größten Teilen Deutschlands durch Verfolgung ausgerottet worden und stand in den 1950er und 1960er Jahren, nach einer langsamen Wiedereinwanderung, durch Vergiftung mit dem Insektizid DDT erneut fast vor dem Ende. Durch Schutzmaßnahmen und DDT-Verbot haben sich die Bestände aber inzwischen positiv entwickelt.

Vorbei an den ehemaligen Tonkuhlen, in denen Rotbauchunken dank des kleinen Hochwassers endlich wieder ihre geheimnisvollen Rufe ertönen ließen, ging es dann zu den Röhrichten und Weidengebüschen des Deichvorlands. Hier ließ sich mit dem Blaukehlchen ein weiterer Vogel sehen und hören, der eine erfreuliche Entwicklung genommen hat, denn seit den 1980er Jahren hat es sich, aus unklaren Gründen, in Niedersachsen immer weiter ausgebreitet.

Neben diesen erfolgreichen Arten gibt es, auch davon konnten wir erfahren, leider zahlreiche Vogelarten, die im Damnatzer Deichvorland als Brutvögel verschwunden sind. Vor allem gilt das für die Wiesenlimikolen (Watvögel) wie Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe und Rotschenkel.

Eine Vogelart, die es sehr schwer hat, ist auch das in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023. Das Braunkehlchen ließ sich bei dem Spaziergang sehr gut im Deichvorland beobachten. Aber auch auf einer Blühfläche hält es sich zur Zeit auf und es ist zu hoffen, dass es hier wieder wie 2021 brütet. Die Blühflächen kommen den Bedürfnissen des Braunkehlchens entgegen, weil sie hier viele Insekten als Nahrung finden und die bewusst teilweise ungemäht gelassenen alten Stängel als Ansitzwarten für ihren Jagdflug dienen.  

Nach vielen schönen weiteren Beobachtungen wurden wir auf dem Rückweg vom sirrenden, heuschreckenartigen Gesang des stark gefährdeten Feldschwirls begleitet und hatten am Ende 40 Vogelarten auf der Beobachtungsliste.

Amsel
Bachstelze
Blässhuhn
Blaukehlchen
Bluthänfling
Brandgans
Braunkehlchen
Dorngrasmücke
Elster
Feldschwirl
Goldammer
Graugans
Graureiher
Haussperling
Höckerschwan
Jagdfasan
Klappergrasmücke
Kohlmeise
Kranich
Kuckuck
Mehlschwalbe
Mönchsgrasmücke
Nachtigall
Nilgans
Rabenkrähe
Rauchschwalbe
Reiherente
Ringeltaube
Rohrammer
Schilfrohrsänger
Schnatterente
Schwarzmilan
Schwarzspecht
Seeadler
Silberreiher
Star
Stockente
Trauersee­schwalbe
Weißstorch
Wiesenschafstelze

Blaukehlchen

Braunkehlchen (Männchen und Weibchen)

Fotos: Georg Wilhelm