AKTUELLES
31.12.2022 (online) | 142 Blühpatenschaften |
31.12.2022 (direkt) | 99 Blühpatenschaften |
241 gesamt |
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Obwohl der Kalender behauptete, dass nun der Wonnemonat Mai im Gange war, hatte das fast sommerliche Wetter kurz vor dem Zusammentreffen einer herbstlichen, windig-feuchten Abkühlung Platz gemacht. Aber 28 interessierte Naturfreundinnen und Naturfreunde (und ein Baby als ornithologischer Nachwuchs) hatten sich davon nicht abhalten lassen. Wie schon im letzten Jahr ermöglichte uns Hans-Jürgen Kelm von der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum der Vogelwelt in der Gemeinde. Nach dem Morgenspaziergang im Vorjahr mit den Stationen Elbufer, Dorf, Gehölze und Felder war dieses Mal ein Abendspaziergang mit einem Blick in das schöne Deichvorland an der Reihe.
Gleich am Anfang ließ sich als erster Höhepunkt eine Trauerseeschwalbe sehen, die elegant über dem Altwasser jagte. Diesem in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Vogel ging es an der Tauben Elbe beim nahen Penkefitz, einem seiner letzten niedersächsischen Brutplätze, zeitweilig sehr schlecht. Doch ein Hilfsprogramm mit künstlichen Brutflößen sorgte für eine Erholung der Bestände, so dass im Vorjahr 70 Seeschwalben-Junge ausgebrütet werden konnten, so viel wie seit 60 Jahren nicht.
An die nächste Erfolgsgeschichte erinnerten kurz danach zwei Seeadler. Dieser mächtige Greifvogel war vor hundert Jahren in den größten Teilen Deutschlands durch Verfolgung ausgerottet worden und stand in den 1950er und 1960er Jahren, nach einer langsamen Wiedereinwanderung, durch Vergiftung mit dem Insektizid DDT erneut fast vor dem Ende. Durch Schutzmaßnahmen und DDT-Verbot haben sich die Bestände aber inzwischen positiv entwickelt.
Vorbei an den ehemaligen Tonkuhlen, in denen Rotbauchunken dank des kleinen Hochwassers endlich wieder ihre geheimnisvollen Rufe ertönen ließen, ging es dann zu den Röhrichten und Weidengebüschen des Deichvorlands. Hier ließ sich mit dem Blaukehlchen ein weiterer Vogel sehen und hören, der eine erfreuliche Entwicklung genommen hat, denn seit den 1980er Jahren hat es sich, aus unklaren Gründen, in Niedersachsen immer weiter ausgebreitet.
Neben diesen erfolgreichen Arten gibt es, auch davon konnten wir erfahren, leider zahlreiche Vogelarten, die im Damnatzer Deichvorland als Brutvögel verschwunden sind. Vor allem gilt das für die Wiesenlimikolen (Watvögel) wie Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe und Rotschenkel.
Eine Vogelart, die es sehr schwer hat, ist auch das in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023. Das Braunkehlchen ließ sich bei dem Spaziergang sehr gut im Deichvorland beobachten. Aber auch auf einer Blühfläche hält es sich zur Zeit auf und es ist zu hoffen, dass es hier wieder wie 2021 brütet. Die Blühflächen kommen den Bedürfnissen des Braunkehlchens entgegen, weil sie hier viele Insekten als Nahrung finden und die bewusst teilweise ungemäht gelassenen alten Stängel als Ansitzwarten für ihren Jagdflug dienen.
Nach vielen schönen weiteren Beobachtungen wurden wir auf dem Rückweg vom sirrenden, heuschreckenartigen Gesang des stark gefährdeten Feldschwirls begleitet und hatten am Ende 40 Vogelarten auf der Beobachtungsliste.
Amsel
Bachstelze
Blässhuhn
Blaukehlchen
Bluthänfling
Brandgans
Braunkehlchen
Dorngrasmücke
Elster
Feldschwirl
Goldammer
Graugans
Graureiher
Haussperling
Höckerschwan
Jagdfasan
Klappergrasmücke
Kohlmeise
Kranich
Kuckuck
Mehlschwalbe
Mönchsgrasmücke
Nachtigall
Nilgans
Rabenkrähe
Rauchschwalbe
Reiherente
Ringeltaube
Rohrammer
Schilfrohrsänger
Schnatterente
Schwarzmilan
Schwarzspecht
Seeadler
Silberreiher
Star
Stockente
Trauerseeschwalbe
Weißstorch
Wiesenschafstelze
Blaukehlchen
Braunkehlchen (Männchen und Weibchen)
Fotos: Georg Wilhelm
Auch in diesem Jahr wollen wir uns gemeinsam ansehen und anhören, was bei der Damnatzer Artenvielfalt so los ist. Deshalb gibt es wieder eine kleine Reihe von Führungen. Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Termine sind:
Freitag 05.05.23 Vogelkundlicher Abendpaziergang mit Hans-Jürgen Kelm
19.00 Uhr, Treffpunkt vor dem Hotel Steinhagen in Damnatz
Mit dem Vogelkenner Hans-Jürgen Kelm (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg) machen wir einen Gang durch das Deichvorland. Dabei beobachten und belauschen wir, welche Vögel zu Wasser, zu Lande und in der Luft die schöne Flusslandschaft bereichern. Ferngläser sind empfehlenswert.
Samstag 15.07.23 Botanische Führung zu Damnatzer Blühflächen mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz
Wie sieht es auf den Damnatzer Blühflächen im vierten Jahr dieses Naturschutzprojekts aus? Auf einem Spaziergang zeigt Georg Wilhelm vom Organisationsteam Pflanzen auf mehreren Blühflächen und erklärt ihre Bedeutung für die Tierwelt. In einer Gemeinschaftsaktion des Dorfes unter dem Motto "Unsere Gemeinde blüht auf" ermöglichten derzeit über 240 Blühpatenschaften die Einsaat einer artenreichen Saatgutmischung auf mittlerweile elf Flächen und ihre Pflege.
Samstag 19.08.23 Fahrradrundfahrt zum Feldrain-Projekt der Gemeinde Damnatz mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz
Die Seitenräume der landwirtschaftlichen Wege sind allerorts oft artenarm geworden. In Damnatz wurde deshalb 2021 begonnen, 24 ausgewählte Wegränder auf einer Länge von insgesamt sechs Kilometer durch landschaftsgerechte Wildblumeneinsaaten aufzuwerten. Gefördert wird das Projekt vom Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Bingo Umweltstiftung. In einer "Tour de Feldrain" wollen wir mehrere dieser Flächen besuchen und nach dem Stand der Dinge sehen.
Und auch vormerken: Am Sonntag, dem 25.06.23 findet wieder das beliebte Blühfest in Damnatz statt. Mit Kaffee und Kuchen, Bratwurst, Treckerfahrten, Informationen und Kinderprogramm.
Im Damnatzer Wegrainprojekt geht es nicht nur darum, verlorenen Artenreichtum wieder zu entwickeln. Es sollen auch vorhandene Kostbarkeiten geschützt und erhalten werden. Ganz besonders gilt das für die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris), die in Wegeseitenräumen der Gemeinde an wenigen Stellen wächst.
Sumpf-Wolfsmilch
Diese eindrucksvolle Staude kommt in Deutschland fast nur in den Flußtälern von Elbe, Rhein, Oder, Donau und Weser/Aller vor. Hier benötigt sie sumpfige, nährstoff- und basenreiche Standorte, die im Sommer aber auch austrocknen. Ein Hauptproblem der Art ist die Entwässerung von Sümpfen. Auch häufige Mahd verträgt die Pflanze nicht. Bei ganz ausbleibenden natürlichen oder menschlichen Störungen droht sie andererseits aber von Weidengebüschen oder anderen Gehölzen überwuchert und ausgedunkelt zu werden. Die Sumpf-Wolfsmilch ist besonders geschützt, bundesweit gefährdet und in Niedersachsen sogar stark gefährdet.
Verbreitungskarte Sumpf-Wolfsmilch (www.floraweb.de)
Nachdem wir im vergangenen Jahr eine größere Wuchsstelle von Weiden und Brombeeren befreit haben, galt es jetzt, an dieser Stelle dranzubleiben und auch Pflanzen an weiteren Stellen durch Mahd und Gehölzrückschnitt zu erhalten und zu fördern. Wir sind deshalb zu dritt losgezogen und haben zwei Stunden lang dem unfreundlichen Wetter getrotzt, das sich von anfänglichem Nieselregen bald zu einem ausgewachsenen Regen entwickelte. Erfreulicherweise konnten inzwischen über 20 Wolfsmilch-Stauden in Wegeseitenräumen der Gemeinde gefunden werden, die jetzt alle wieder genug Luft und Licht haben. Wir freuen uns darauf, zur Blütezeit im Mai/Juni die Erfolge sehen zu können.
Mähen und Harken für die gute Sache
Auf den Blühflächen war das Jahr 2022 wieder recht erfolgreich. Während durch die Trockenheit und zeitweise extreme Hitze in der Landschaft sehr vieles verdorrt war, hatten unsere Blühflächen der Tierwelt noch viel zu bieten. Besonders erfreulich war eine ganze Reihe von seltenen und gefährdeten Wildbienenarten vor allem auf den Flockenblumen und dem Fenchel. Auch das Wegrainprojekt machte sich im ersten Standjahr ausgesprochen gut.
Ein Jahresrückblick in Bildern kann hier heruntergeladen werden.
Taubenschwänzchen an Natternkopf auf unseren Blühflächen © G. Wilhelm
Ergänzung: Unter dem Schild in der Mitte Henning Harms.
rs Damnatz. „Wer bewirkt, dass dort, wo bisher ein Halm wuchs, nunmehr zwei Halme wachsen, der hat mehr für ein Volk geleistet als ein Feldherr ...“ Diese Aussage wird dem preußischen König Friedrich II. zugeschrieben, der während seiner Regentschaft in seinem Land immerwährend mit Missernten und den daraus resultierenden Hungersnöten umgehen musste (s. Seite 7). Um das Wachsen und Gedeihen sowie um das Volk – in diesem Fall eher um Völker – dreht es sich auch beim Damnatzer Blühprojekt, das seit 2020 ehrenamtlich betrieben wird und überregional für Furore sorgte: 2021 gewann die lose strukturierte Initiative für ihr Engagement „um die Erhaltung und Stärkung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft“ einen vom Bundeslandwirtschaftsministerium ausgeschriebenen Preis in Höhe von 5 000 Euro.
Beim Projekt finanzieren Paten für 100 Euro jeweils 100 Quadratmeter von Landwirten zur Verfügung gestellte Fläche auf fünf Jahre. Somit konnten bis Juli rund drei Hektar dauerhaft in Blühflächen umgestaltet werden, auf denen über 60 mehrjährige gebietsheimische Saatsorten ausgesät wurden. Zahlreiche Insektenvölker – darunter solche, die auf der roten Liste stehen – wurden dort ansässig. Auch diverse Vögel und Nager fühlen sich dort wohl. Ziel der Initiative war es, in diesem Jahr mindestens 222 Förderer gewinnen zu können. Diese Zahl wurde längst überschritten. 231 Blühpaten gibt es mittlerweile. Aber der oder die 222. sollte offiziell geehrt werden, was am Sonnabend parallel zur offiziellen Einweihung einer zweiseitigen großen Infotafel am Parkplatz des Restaurants Steinhagen geschah. Diese informiert auch über das neue Projekt, mit dem man in der Elbgemeinde im September vergangenen Jahres begonnen hatte: Gemeindeeigene Wegegrundstücke werden auf einer Länge von knapp sechs Kilometern Länge zu wertvollen Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere entwickelt. Diese Maßnahme wird vom Landkreis Lüchow-Dannenberg mit Mitteln aus Ersatzzahlungen nach dem Naturschutzgesetz und von der Bingo-Umweltstiftung gefördert.
222. Förderin wurde Christel Fathmann. Jene hatte sich – wie einige weitere um das bestreffende Datum herum – online registriert, wodurch die Ermittlung sekundengenau möglich war. Fathmann erhielt neben einer Urkunde einen 50-Euro-Verzehrbon im benachbarten Restaurant. „Toll, dass eine Dorfgemeinschaft so etwas auf die Beine stellt“, lobte die naturverbundene Penkefitzerin die Aktion. Infos: www.damnatz-elbtalaue. de/index.php/bluehpatenschaften
Auf und am Rand der Blühfläche in der Rosenstraße hat Laura Marie Ortmanns diese schönen Herbstbilder aufgenommen und die Stimmung eines noch sonnigen Tages eingefangen.
© Laura Marie Ortmanns
Ein Jahr ist es her, dass ein Freundeskreis der Anfang 2021 verstorbenen Tanja Wittmann aus Bergen die schöne und berührende Idee hatte, für eine Blühfläche zusammenzulegen, um einen blühenden und lebendigen Gedenkort für die Freundin zu schaffen. Dafür wurde die landschaftlich wunderbare Fläche zwischen zwei Wäldchen am Elbdeich nördlich von Damnatz um 2000 Quadratmeter vergrößert. Auf dieser „Tanja-Wiese“ kamen jetzt Freund*innen und Angehörige zu einer Feier anlässlich des Geburtstages von Tanja Wittmann zusammen. Dabei passte es gut, dass ein Teil der Fläche nicht lange vorher gemäht worden war, um die Gräser etwas zurückzudrängen und die Wildblumen zu fördern. Der Chor „Frauentöne“ nutzte die schöne Umgebung für stimmungsvolle Lieder. Schauspielerin Kerstin Wittstamm verzauberte alle mit ihrer Aufführung „Schmetterlingstanz“ und fand mit der Wiese die ideale Bühne. Vom Blühteam waren Torsten Schulz und Georg Wilhelm eingeladen und erläuterten mit einer kleinen Rede und einem Rundgang über die Fläche das Blühpatenprojekt und auch die besonderen Herausforderungen bei der Einsaat und Pflege dieser Fläche. Auch eine Gedenktafel wurde aufgestellt.
Es war ein außergewöhnlicher und denkwürdiger Nachmittag in einer ganz besonderen Umgebung.
Die neue Gedenktafel und der Chor "Frauentöne" © Torsten Schulz
Aufführung "Schmetterlingstanz" von Kerstin Wittstamm © Georg Wilhelm
Vierzehn interessierte Menschen auf Fahrrädern (und ein hochmotivierter Hund) hatten sich am 20. August aufgemacht, das Feldrainprojekt in Damnatz in Augenschein zu nehmen. Hier sollen artenarme Wegeseitenräume durch Einsaaten wieder zu artenreichen, blühenden Lebensräumen werden. Insgesamt sollen 24 Wegeabschnitte von insgesamt sechs Kilometer Länge so aufgewertet werden. Bei 17 dieser Wegeparzellen hatten die Bodenvorbereitungen und Einsaaten im letzten Jahr stattgefunden, die restlichen folgen jetzt im Herbst. Das Projekt wird dankenswerterweise vom Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanziert.
Bei dieser „Tour de Feldrain“, zu der das Projektteam eingeladen hatte, waren die Eindrücke recht ermutigend. Bei allen Projektflächen haben die Einsaaten funktioniert, was in diesem extremen Dürrejahr alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Die Herausforderung war einerseits, dass die eingesäten Wiesenblumen-Samen (teils gekauftes Regio-Saatgut, teils selbst gesammeltes Lokal-Saatgut) erfolgreich keimen und als Jungpflanzen die Trockenzeiten ohne Beregnung überstehen mussten. Andererseits sollten auch die Gräser, die vor der Einsaat die Flächen bedeckt haben, nicht so massiv wiederkommen, dass die Wiesenblumen keinen Raum bekommen.
Bei der Entwicklung von artenreichen Wiesen und Wegrainen ist immer ein langer Atem nötig und wir wären schon zufrieden gewesen, wenn im ersten Standjahr die „Zielarten“ sich überhaupt schon als Blattrosetten etabliert hätten. Erfreulicherweise haben die Flächen in diesem Jahr aber auch ganz überwiegend bereits sehr reich geblüht oder tun es noch. Vor allem Wilde Möhre, Wegwarte, Wiesen-Flockenblume und Herbst-Löwenzahn prägen das Bild, weitere Arten stehen als Jungpflanzen bereit. Bereiche, in denen die Gräser wieder stark überwiegen, sind eher die Ausnahme.
Auf einem Teil der Wegraine wurde im Frühsommer schon einmal Heu gemacht. Das war zwar ein bisschen aufwändig, aber es war sehr erfreulich, dass der Aufwuchs dafür überhaupt schon brauchbar war. Wir hatten eingeplant, das Mähgut teuer zu einer Biogasanlage fahren zu müssen. Mähen und Mähgut entfernen ist auch und gerade schon im ersten Jahr nach einer Wiesenblumeneinsaat unverzichtbar. Die Wegraine mit Frühsommerschnitt sehen jetzt im Spätsommer durch eine zweite Blüte hervorragend aus und sind in manchen Bereichen die einzigen blühenden Inseln in einer verdorrten Landschaft. Als ein Beispiel von Insekten, die hier profitieren, konnte die Exkursionsgruppe Hosenbienen gut beobachten, eine Wildbienenart, die an ihren Beinen eindrucksvolle Pollenpakete von Wegwarten und Flockenblumen zur Versorgung ihrer Brut sammelte. Die noch nicht gemähten Flächen sind jetzt weitgehend verblüht, aber dafür tummeln sich hier viele Feldheuschrecken, die ihr Sommerkonzert veranstalten.
Zum Schluss wurde einer der Wegraine angesehen, bei denen die Einsaat noch aussteht und in diesem Herbst erfolgen soll. Hier war es wegen schwierigeren Bedingungen nötig, aufwändig einige Male zu grubbern und zu eggen, um ein Saatbeet zu schaffen.
Insgesamt klappt die Aufwertung der Feldraine bisher recht gut. Eine Nachahmung auch in anderen Kommunen kann empfohlen werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten eine interessante Rundfahrt, bei der als Zugabe auch eine Gruppe Schwarzstörche bewundert werden konnte.
Beim ersten Halt wurden zunächst die vorhandenen, artenarmen Freldraine (rechts) angesehen, hier mit nur drei Grasarten. Links am Weg ein Wegrain mit Wiesenblumeneinsaat. © Torsten Schulz
Wegeabschnitt mit Einsaaten auf beiden Seiten. © Torsten Schulz
Eingesäter Feldrain © Georg Wilhelm
Einsaaten aus der Nähe mit Wegwarte, Wilder Möhre, Rot-Klee und Schwebfliegen (Gemeine Keilfleckschwebfliege) © Torsten Schulz
Hosenbiene auf Wiesen-Flockenblume © Georg Wilhelm
Obwohl auf allen unseren inzwischen elf Blühflächen weitestgehend die gleiche Saatmischung ausgebracht wurde, unterscheiden sie sich sehr. Wie sich die Flächen entwickeln, hängt zum Beispiel vom Boden ab, denn wir haben um Damnatz teils arme Sandböden und teils reichere Auenlehmböden. Eine wichtige Rolle spielt auch, ob sie sich im ersten, zweiten oder dritten Jahr nach der Aussaat befindet, ob im Frühjahr oder Herbst ausgesät wurde und was auf der Fläche vor der Aussaat wuchs. Es gibt deshalb durch das Projekt elf ganz unterschiedliche Blühflächen. Genau genommen sogar fast zwanzig, denn auch innerhalb der Flächen bestehen zum Teil große Unterschiede. Für die Tierwelt ist dieser Mix positiv, denn je größer die Vielfalt, umso eher ist für jeden was dabei.
Hier eine kleine „Typologie“ unserer Blühflächen in diesem Jahr:
Weiße Lichtnelkenpracht mit Fenchel- und Wegwarten-Akzenten – Blühflächen im dritten Jahr auf reicheren Böden
Im dritten Jahr nach der Aussaat können ausdauernde Arten wie Wiesen-Flockenblume oder Hornklee gut zum Zuge kommen. Solche Arten sind auf den Flächen auch reich vertreten. Besonders im Vordergrund steht hier in diesem Jahr aber noch die Weiße Lichtnelke, eine meist ein- oder zweijährige Pflanze, die vor allem für Nachtfalter sehr wertvoll ist. „Überragend“ ist oft der Fenchel, bei uns eine Kulturpflanze, die sich als ein Renner bei Wildbienen, Honigbienen, Käfern und anderen erwiesen hat. Ebenfalls „zum Höheren berufen“ ist die Wegwarte, die ihre himmelblauen Blüten nur vormittags zeigt, dann aber ein begehrter Treffpunkt vor allem von Hummeln ist.
Blühfläche Ortsausgang nach Kamerun (Ende Juli). Die Weiße Lichtnelke ist stark vertreten
Blühfläche Achter Höfe am Sonnenhof Ende Juli (3x), auch eine Blühfläche im dritten Jahr.
Fenchel
Wegwarte
Mit den Blühflächen auf „besseren“ Standorten im dritten Jahr sind wir recht zufrieden. Nur auf einem kleineren Teil ist der Aufwuchs etwas arg massereich und dicht. Vor allem dort wollen wir im August einen Teil mähen und das Mahdgut abräumen, damit auch konkurrenzschwächere Arten sich behaupten können.
Unscheinbar von außen, aber mit besonderen "inneren Werten" – Blühflächen im dritten Jahr auf armen Böden
Die älteren Blühflächen auf armen Sandböden wirken von weitem eher wie Grasflächen, denn das rosagetönte Wollige Honiggras beherrscht das Bild. Von nahem betrachtet kann man aber erkennen, dass die Flächen durchaus sehr vielfältig und blütenreich sind. Positiv ist auch, dass der Bewuchs relativ lückig ist. Dadurch bedrängen und verdrängen sich die Pflanzen nicht gegenseitig. Bodennistende Wildbienen finden offene, besonnte Stellen, um ihre unterirdischen Nester anzulegen. In den Lücken können sich ergänzend zu den Aussaaten weitere Wildpflanzen entwickeln, zum Beispiel das Acker-Stiefmütterchen, auf dem die Raupe des Kleinen Perlmutterfalters lebt. Überhaupt kommt der nicht so dichte Aufwuchs vielen Insekten entgegen. Auf diesen Blühflächen haben wir bisher am meisten seltene und gefährdete Insektenarten gefunden.
Blühfläche Rosenstraße von der Straße aus gesehen: Gräser beherrschen das Bild (Ende Juli)
Die selbe Fläche aus der Nähe gesehen: Die Vielfalt ist hier besser zu erkennen.
Ähnlich artenreich, aber ebenfalls von weitem unscheinbar ist die Fläche an der Kirchstraße (Ende Juli).
Die gleiche Fläche Mitte August. Auch in der größten Trockenheit, wo in der Landschaft kaum noch etwas blüht, ist hier an Wildblumen und Insekten eine Menge los. (Im Vordergrund Rainfarn und Wiesen-Flockenblume)
Obwohl die älteren Blühflächen auf armen Sandböden zugegebenermaßen optisch aus der Ferne nicht gerade einen Schönheitspreis erwarten können, ist ihr Wert für die Artenvielfalt sehr hoch. Wir sehen jetzt im Sommer noch keinen Sinn in einer Pflegemahd. Allenfalls mähen wir „Problemzonen“ kleinflächig, zum Teil per Hand (vergraste Ränder, Quecken, Acker-Schachtelhalm...).
Großer Auftritt für Steinklee und Wilde Möhre – Blühflächen im zweiten Jahr auf reicheren Böden
Im letzten Jahr kamen in großer Menge auf den besser nährstoffversorgten Flächen die zweijährigen Arten Echter Steinklee und Weißer Steinklee sowie die Wilde Malve auf und sorgten für reichen Besuch von Honigbienen und Hummeln. Auf zwei später dazugekommenen Flächen findet nun in diesem Jahr die „Steinkleephase“ statt, zum Teil auch mit viel, ebenfalls zweijähriger, Wilder Möhre. Im Frühsommer boten diese Flächen einen besonders ansprechenden, blütenreichen Anblick und haben im Juli vom Blühaspekt her etwas nachgelassen. Jetzt im August sind sie durch die Dürre vorzeitig weitgehend verblüht.