Insgesamt fast einen Kilometer kahle Abschnitte eines Feldrains haben wir jetzt im November 2023 bepflanzt!
Dazu war auch manches vorzubereiten. Lange vorher hatten wir die Flächen erst einmal darauf untersucht, ob es hier artenreiche Bereiche gibt, in denen keine Strauchpflanzungen angelegt werden sollen. Tatsächlich fanden sich stellenweise Vorkommen von gefährdeten Pflanzenarten. Auch Bereiche mit Schilfbeständen sollten erhalten bleiben und zur Vielfalt beitragen. Vor Beginn der Arbeiten wurde dann mit farbigen Fähnchen im Gelände markiert, wo gepflanzt werden soll und wo nicht.
Als nächstes war es nötig, den teils sehr dichten Grasaufwuchs zu schlegeln.
Um die Pflanzarbeiten zu erleichtern, wurde in die Pflanzflächen eine Furche gepflügt. Davon erhoffen wir uns auch, dass es am Grund der Pflugfurche etwas feuchter sein wird und die jungen Sträucher nicht so leicht Trockenstress erleiden. Und außerdem können die Pflanzen erst einmal wachsen, ohne von den Seiten bedrängt zu werden.
Als Orientierung für die Pflanzarbeiten kam an jede Stelle, an die eine Strauchgruppe gepflanzt werden sollte, ein Bambusstab.
Die in der Saison vorgezogenen Pflanzen mussten auf einen Hänger verladen und zur Projektfläche gebracht werden. Auf dem Bild die erste von drei Fuhren.
Insgesamt hatten wir 18 Straucharten, die im Gemeindegebiet heimisch sind, in Töpfen kultiviert. Rund 1250 Pflanzen hatten wir zusammenbekommen. Von uns hineingesteckte Schildchen zeigten, um welche Arten es sich handelt. Die Töpfe wurden länger vorher auch mit einem Mykorrhiza-Präparat geimpft, das heißt, es wurden Pilze angesiedelt, die mit den Strauchwurzeln eine Verbindung eingehen und den Pflanzen bei der Wasser- und Nährstoffversorgung helfen.
Der nächste Schritt war, die Pflanzen in der richtigen Anzahl auf den Pflanzabschnitten zu verteilen, damit bei den Pflanzarbeiten nicht noch Töpfe weit von A nach B gebracht werden müssen. Das hat dann auch fast gut geklappt.
Dann kam der große Pflanztag. Zweiundzwanzig Menschen waren zur Stelle, um die Pflanzen in den Boden zu bringen.
© Henrike Hohrenk
Die Arbeiten gingen in einem beeindruckenden Tempo voran.
© Henrike Hohrenk
Dann die freudige Überraschung: Eine Mittagstafel auf freiem Felde! Und der Bürgermeister verteilt die leckere Suppe. Das alles bei herrlichem Sonnenschein.
© Henrike Hohrenk
Das haben wir uns verdient!
© Henrike Hohrenk
Beim Gruppenfoto nach dem Essen sind nicht alle auf dem Bild, weil manche schon weitermachten.
© Henrike Hohrenk
Um 14 Uhr war es dann geschafft und die Pflanzen waren in der Erde.
© Henrike Hohrenk
Eine Woche später fand dann Teil zwei der Gemeinschaftsaktion statt, denn es sollte dafür gesorgt werden, dass im Winter nicht die Rehe die Sträucher abknabbern. Als erste Maßnahme war in den Tagen nach der Pflanzung ein biologisches Verbissschutzmittel aufgepinselt worden. Jetzt sollte noch Astwerk locker auf den Pflanzungen verteilt werden, damit das Wild nicht zu leicht an die Pflanzen herankommt.
Zwischendurch griffen die zwölf Helferinnen und Helfer zu Lebkuchen und heißem Apfelsaft.
Auch das Verteilen der Äste war, trotz der langen Strecke, bald geschafft. Wenn die Sträucher größer sind, schützen sie sich wohl auch gegenseitig, denn wir haben sie dafür bewusst in kleinen Gruppen gepflanzt. Jetzt sind wir gespannt, wie sich unsere Schützlinge im nächsten Jahr entwickeln!
Ganz großen Dank allen, die mitgemacht haben!!!!
Fotos ohne Autorenangabe: © Georg Wilhelm
Am dritten (und voraussichtlich auch am vierten) Samstag im November sollen in Damnatz große Dinge passieren: Das Team des Damnatzer Blühprojekts lädt ein zu einer großen Heckenpflanzaktion! Es geht um den Randstreifen eines rund 1,8 km langen Feldwegs. Auf manchen Abschnitten haben sich hier schöne gebietstypische Sträucher angesiedelt, die Brutplatz für Vogelarten wie Neuntöter, Schwarzkehlchen und sogar Raubwürger sind. Etwa die Hälfte des Weges ist aber öd und leer. Das soll jetzt anders werden. Wir werden dabei vom Landkreis (untere Naturschutzbehörde) bei den Sachkosten durch Mittel aus Ersatzzahlungen finanziell unterstützt.
Kahler Wegrainabschnitt: Hier soll gepflanzt werden
Abschnitt mit Gebüschen: Mehr davon!
Lage der Projektfläche (geolife.de)
Geplant ist nicht eine lückenlose Hecke mit schematischem Pflanzraster, sondern eine unregelmäßige Kette von Gebüschen mit Platz für Gras und blühende Stauden dazwischen, wie sie den Bedürfnissen vieler Vogelarten entspricht und wie sie in der Gemeinde auch landschaftstypisch ist.
Eine weitere Besonderheit: Sämtliche Strauchpflanzen haben wir selbst vor Ort gewonnen und angezogen, aus Samen, Steckhölzern oder durch Sämlingsgewinnung u. a. an regelmäßig gemähten Gräben und Wegrainen, wo die Gehölze keine Chance hätten. Warum gehen wir nicht den bequemen Weg und kaufen das Pflanzgut in der Baumschule? Grund ist die große Vielfalt bei den noch vorhandenen Gehölzvorkommen vor Ort. Allein bei den Rosen gibt es nicht die Wildrose, sondern es wachsen in Niedersachsen 18 Arten mit einer Unmenge an Unterarten und Varietäten. Bei anderen Gattungen wie Weißdorn und Weiden sieht es ähnlich aus. Mit der mehr oder weniger einheitlichen Baumschulware kann die lokale typische Gehölzvielfalt nicht erhalten werden. Deshalb setzen wir konsequent auf lokales Pflanzgut.
Die seltene Apfel-Rose, Beispiel für eine Wildrosenart, die beim Projekt gepflanzt wird
Ein Teil der aus Samen, Steckholz und Sämlingsgewinnung selbst angezogenen Sträucher im Sommer (Weißdorn-, Wildrosen- und Strauchweiden-Arten, Gewöhnlicher Schneeball, Pfaffenhütchen, Holunder, Eberesche und andere)
Und noch etwas ist anders: Wir wollen keinen Wildschutzzaun. Nicht nur, dass dafür bei dieser enormen Länge eine Menge Ressourcen (Material und Kosten) verbraucht würden. An solchen Zäunen verunglücken auch viele Rehe und größere Vögel. Wir wollen den Wildverbiss in akzeptablen Grenzen halten, indem die Pflanzen in kleinen Trupps gepflanzt werden, so dass sie, zusammen mit biologischen Verbissschutzmitteln am Anfang, in sich einen gewissen Schutz bieten. Außerdem sollen die Pflanzungen so gut es geht mit Astwerk eingepackt werden.
All das geht nur mit vielen fleißigen Händen. Wir haben über tausend Strauchpflanzen, die in die Erde sollen, und auch der Verbissschutz mit Astwerk ist eine große Herausforderung. Aber das Ziel ist verlockend, ein blühender Streifen zur Lebensraumvernetzung voll mit Gesumme, Geflatter und Vogelgesang.
Möchtet Ihr/möchten Sie mit dabei sein? Treffen ist am Samstag, dem 18. November auf dem Parkplatz an der Damnatzer Kirche um 9 Uhr. Von dort geht es dann gemeinsam 400 m nach Norden zur Projektfläche.
Bringt/bringen Sie gerne mit:
- gute Laune und Tatendrang
- Spaten
- feste Arbeitshandschuhe (die Pflanzen haben z. T. Dornen)
- schmales Schäufelchen, Unkrautstecher oder langes, altes Küchenmesser (um widerspenstige Pflanzen besser aus den Töpfen bzw. Pflanzplatten zu bekommen)
Voraussichtlich brauchen wir auch einen zweiten Termin. Vorgesehen ist Samstag, der 25. November, gleicher Ort und gleiche Uhrzeit.
Fotos: G. Wilhelm
Ein Rendezvous eines Laubfroschs mit einem Kleinen Perlmutterfalter hat Laura Marie Ortmanns in ihrem Garten festgehalten, der direkt an eine unserer Blühflächen angrenzt. Sehr mutig, der Falter!
"Alles richtig gemacht!"
Bingo-Umweltstiftung ehrt Feldrainprojekt
von Regine Henry
rhy Damnatz. Hoher Besuch in Damnatz: Vergangene Woche zeichnete Karsten Behr, Geschäftsführer der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, das Konzept „Entwicklung von blüten- und artenreichen Feldrainen“ als Projekt des Monats August 2023 aus. Mit der jungen Amelie Negraßus, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Stiftung absolviert, war er dafür aus Hannover angereist.
Rückblick: 2021 wurde in der Elbe-Gemeinde in Mitwirkung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lüchow-Dannenberg und der Bingo-Umweltstiftung damit begonnen, auf Wegrandstreifen über insgesamt knapp sechs Kilometer Länge und 1,7 Hektar Fläche Saatgut gebietstypischer Wildpflanzen auszusäen. Der Plan ging auf. Die Feldraine am Wegesrand entwickelten sich zu artenreichen Biotopen und bieten Vögeln und Insekten mehr Nahrung. Seltene Schmetterlinge wurden bereits gesichtet.
„Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen für unser kleines Projekt mit großer Bedeutung“, begrüßte Bürgermeister Torsten Schulz neben Behr und Negraßus auch Lüchow-Dannenbergs Landrätin Dagmar Schulz, Dirk Janzen (Leiter Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue), Sina Rolfsmeyer (Beraterin Landwirtschaftskammer Niedersachsen), René Kern (Verwaltungsvorstand Samtgemeinde Elbtalaue) sowie die Gemeinderatsmitglieder Uwe Bannöhr, Henning Harms, Wolfgang Schmidtke und Georg Wilhelm (Projektleiter).
„Wir wollen nicht nur darüber reden, sondern uns das Projekt auch angucken“, so der Bürgermeister und machte darauf aufmerksam, dieses nicht mit dem Blühpatenprojekt der Gemeinde Damnatz zu verwechseln (Kiebitz berichtete). Dem Projekt angemessen und ökologisch gedacht stiegen alle Teilnehmer/innen zu einer Besichtigungstour entlang der Feldraine in der Feldmark auf eigene Fahr- oder bereitgestellte Leihräder.
Auf der „Tour de Feldrain“ wurden auf 3,5 Kilometern mehrere dieser drei Meter breiten Flächen besucht, um den Stand der Entwicklung zu begutachten. Projektleiter Georg Wilhelm und Landwirt Henning Harms stellten dabei Details der Wegraine vor, wiesen auf Pflege und Überlegungen hin, ob und wo eine Mahd stattfindet, stellten die verschiedenen Pflanzenarten dar – auf einer Fläche waren es 48 verschiedene Gewächse – und erklärten, dass die Saatmischungen aus gekauftem Regio-Saatgut und selbst gesammelten Wildblumensamen seien.
Mit viel Mühe in Auswahl, Flächenvorbereitung, Einsaat und Pflege ist in Damnatz ein artenreiches Biotop entstanden, das bei Kaffee und Kuchen im Restaurant Steinhagen wiederholt gewürdigt wurde: „Man braucht Leute, die machen, und Sie haben alles richtig gemacht“, so Karsten Behr. Er überreichte Bürgermeister Schulz eine Urkunde und einen Scheck über 500 Euro für das ambitionierte Projekt.
Über eine Verlängerung der Projektförderung und weitere Ideen, wie eine Heckenpflanzung und Nachpflanzungen von Obstbäumen, wurde auch gesprochen. Dagmar Schulz und Karsten Behr signalisierten auch hier Unterstützungsbereitschaft.
Foto: Regine Henry
Georg Wilhelm aus Damnatz erläutert während einer Radtour entlang der Feldraine am Samstag, dem 19. August, wie die Gemeinde seit 2021 mithilfe des Landes und Bingo-Umweltstiftung die bis dahin recht monotonen und artenarmen Seitenräume der landwirtschaftlichen Wege durch Wildblumensaaten zu einem preisgekrönten Projekt umgestaltet hat.
Beginn der Radtour ist 10:00 Uhr an der Damnatzer Kirche.
Ein kleiner grün oder türkis gefärbter, metallisch glänzender Schmetterling ist auf unseren Blühflächen aufgetaucht: das Ampfer-Grünwidderchen (Ascita statices). Dieser Schmetterling steht in Niedersachsen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, was bedeutet, dass er so stark zurückgegangen ist, dass man sich um seine Zukunft Sorgen machen muss. Offenbar findet er gute Lebensbedingungen auf dem Teil unserer Blühflächen, die auf mageren Sandböden angelegt wurden. In dem lückigen und artenreichen Bewuchs findet der Kleine Sauerampfer, eine unscheinbare Art der Magerrasen, Platz sich anzusiedeln. Vor allem auf dieser Sauerampfer-Art (es gibt bei uns noch zwei andere) entwickelt sich die Raupe des hübschen kleinen Falters. Der ausgewachsene Schmetterling saugt Nektar bevorzugt an rot-violetten Blüten wie Wiesen-Flockenblume und Acker-Witwenblume, wovon die Blühflächen reichlich bieten.
Das Ampfer-Grünwidderchen leidet wie viele andere Insekten darunter, dass aufgrund von Düngung und Luftverschmutzung magere, artenreiche Vegetation immer seltener wird und, wo sie noch vorhanden ist, oft durch unnötig häufige Mahd als Lebensraum für seine Raupen verloren geht. Um auf seine Situation, stellvertretend für viele andere Arten, hinzuweisen, wurde es vom BUND zum Schmetterling des Jahres 2023 ernannt. Wir freuen uns über den Neuzugang, für den wir einen Überlebensraum schaffen konnten.
Überhaupt sind die Schmetterlinge, die eigentlich sonst überall ein schlechtes Jahr zu haben scheinen, auf den Blühflächen derzeit recht gut vertreten. Bei einem kleinen Rundgang zur Vorbereitung der Führung am 15. Juli konnten gleich sechs Schmetterlinge der Roten Liste einschließlich Vorwarnliste notiert werden. Außer dem Grünwidderchen waren es:
Goldene Acht
Kleiner Perlmutterfalter
Kleiner Sonnenröschen-Bläuling
Malven-Dickkopffalter
Schwefelvögelchen (Brauner Feuerfalter)
Zu der Führung kamen dann, trotz 33° C am Schluss, sieben unerschrockene und hochinteressierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zu unserer großen Freude ließ sich auch der Schwalbenschwanz als siebte Rote-Liste-Art auf einer der Blühflächen blicken. Und als Nummer Acht der Rote-Liste-Schmetterlinge konnte noch der Reseda-Weißling beobachtet werden. Dieser gaukelte zwar auf dem Elbdeich, war in der Vergangenheit aber auch auf den Blühflächen schon gesehen worden.
Vom Anblick her besonders schön zeigte sich der straßenabgewandte Teil der Blühfläche am Ortsausgang nach Seybruch. Dieser 2021 neu dazu gekommene Streifen wird vor allem von den zweijährigen Arten Große Königskerze und Wilde Karde geprägt.
Grünwidderchen auf Acker-Witwenblume
Grünwidderchen auf Natternkopf
Kleiner Perlmutterfalter
Kleiner Sonnenröschenbläuling
Malven-Dickkopffalter
Schwefelvögelchen
Großblütige Königskerze und Wilde Karde
Fotos © Georg Wilhelm
Obwohl der Kalender behauptete, dass nun der Wonnemonat Mai im Gange war, hatte das fast sommerliche Wetter kurz vor dem Zusammentreffen einer herbstlichen, windig-feuchten Abkühlung Platz gemacht. Aber 28 interessierte Naturfreundinnen und Naturfreunde (und ein Baby als ornithologischer Nachwuchs) hatten sich davon nicht abhalten lassen. Wie schon im letzten Jahr ermöglichte uns Hans-Jürgen Kelm von der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum der Vogelwelt in der Gemeinde. Nach dem Morgenspaziergang im Vorjahr mit den Stationen Elbufer, Dorf, Gehölze und Felder war dieses Mal ein Abendspaziergang mit einem Blick in das schöne Deichvorland an der Reihe.
Gleich am Anfang ließ sich als erster Höhepunkt eine Trauerseeschwalbe sehen, die elegant über dem Altwasser jagte. Diesem in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Vogel ging es an der Tauben Elbe beim nahen Penkefitz, einem seiner letzten niedersächsischen Brutplätze, zeitweilig sehr schlecht. Doch ein Hilfsprogramm mit künstlichen Brutflößen sorgte für eine Erholung der Bestände, so dass im Vorjahr 70 Seeschwalben-Junge ausgebrütet werden konnten, so viel wie seit 60 Jahren nicht.
An die nächste Erfolgsgeschichte erinnerten kurz danach zwei Seeadler. Dieser mächtige Greifvogel war vor hundert Jahren in den größten Teilen Deutschlands durch Verfolgung ausgerottet worden und stand in den 1950er und 1960er Jahren, nach einer langsamen Wiedereinwanderung, durch Vergiftung mit dem Insektizid DDT erneut fast vor dem Ende. Durch Schutzmaßnahmen und DDT-Verbot haben sich die Bestände aber inzwischen positiv entwickelt.
Vorbei an den ehemaligen Tonkuhlen, in denen Rotbauchunken dank des kleinen Hochwassers endlich wieder ihre geheimnisvollen Rufe ertönen ließen, ging es dann zu den Röhrichten und Weidengebüschen des Deichvorlands. Hier ließ sich mit dem Blaukehlchen ein weiterer Vogel sehen und hören, der eine erfreuliche Entwicklung genommen hat, denn seit den 1980er Jahren hat es sich, aus unklaren Gründen, in Niedersachsen immer weiter ausgebreitet.
Neben diesen erfolgreichen Arten gibt es, auch davon konnten wir erfahren, leider zahlreiche Vogelarten, die im Damnatzer Deichvorland als Brutvögel verschwunden sind. Vor allem gilt das für die Wiesenlimikolen (Watvögel) wie Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe und Rotschenkel.
Eine Vogelart, die es sehr schwer hat, ist auch das in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023. Das Braunkehlchen ließ sich bei dem Spaziergang sehr gut im Deichvorland beobachten. Aber auch auf einer Blühfläche hält es sich zur Zeit auf und es ist zu hoffen, dass es hier wieder wie 2021 brütet. Die Blühflächen kommen den Bedürfnissen des Braunkehlchens entgegen, weil sie hier viele Insekten als Nahrung finden und die bewusst teilweise ungemäht gelassenen alten Stängel als Ansitzwarten für ihren Jagdflug dienen.
Nach vielen schönen weiteren Beobachtungen wurden wir auf dem Rückweg vom sirrenden, heuschreckenartigen Gesang des stark gefährdeten Feldschwirls begleitet und hatten am Ende 40 Vogelarten auf der Beobachtungsliste.
Amsel
Bachstelze
Blässhuhn
Blaukehlchen
Bluthänfling
Brandgans
Braunkehlchen
Dorngrasmücke
Elster
Feldschwirl
Goldammer
Graugans
Graureiher
Haussperling
Höckerschwan
Jagdfasan
Klappergrasmücke
Kohlmeise
Kranich
Kuckuck
Mehlschwalbe
Mönchsgrasmücke
Nachtigall
Nilgans
Rabenkrähe
Rauchschwalbe
Reiherente
Ringeltaube
Rohrammer
Schilfrohrsänger
Schnatterente
Schwarzmilan
Schwarzspecht
Seeadler
Silberreiher
Star
Stockente
Trauerseeschwalbe
Weißstorch
Wiesenschafstelze
Blaukehlchen
Braunkehlchen (Männchen und Weibchen)
Fotos: Georg Wilhelm
Auch in diesem Jahr wollen wir uns gemeinsam ansehen und anhören, was bei der Damnatzer Artenvielfalt so los ist. Deshalb gibt es wieder eine kleine Reihe von Führungen. Die Veranstaltungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht nötig. Termine sind:
Freitag 05.05.23 Vogelkundlicher Abendpaziergang mit Hans-Jürgen Kelm
19.00 Uhr, Treffpunkt vor dem Hotel Steinhagen in Damnatz
Mit dem Vogelkenner Hans-Jürgen Kelm (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg) machen wir einen Gang durch das Deichvorland. Dabei beobachten und belauschen wir, welche Vögel zu Wasser, zu Lande und in der Luft die schöne Flusslandschaft bereichern. Ferngläser sind empfehlenswert.
Samstag 15.07.23 Botanische Führung zu Damnatzer Blühflächen mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Dorfplatz Rosenstraße/Am Elbdeich (Dreiangel) in Damnatz
Wie sieht es auf den Damnatzer Blühflächen im vierten Jahr dieses Naturschutzprojekts aus? Auf einem Spaziergang zeigt Georg Wilhelm vom Organisationsteam Pflanzen auf mehreren Blühflächen und erklärt ihre Bedeutung für die Tierwelt. In einer Gemeinschaftsaktion des Dorfes unter dem Motto "Unsere Gemeinde blüht auf" ermöglichten derzeit über 240 Blühpatenschaften die Einsaat einer artenreichen Saatgutmischung auf mittlerweile elf Flächen und ihre Pflege.
Samstag 19.08.23 Fahrradrundfahrt zum Feldrain-Projekt der Gemeinde Damnatz mit Georg Wilhelm
10.00 Uhr, Treffpunkt Parkplatz an der Kirche in Damnatz
Die Seitenräume der landwirtschaftlichen Wege sind allerorts oft artenarm geworden. In Damnatz wurde deshalb 2021 begonnen, 24 ausgewählte Wegränder auf einer Länge von insgesamt sechs Kilometer durch landschaftsgerechte Wildblumeneinsaaten aufzuwerten. Gefördert wird das Projekt vom Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Bingo Umweltstiftung. In einer "Tour de Feldrain" wollen wir mehrere dieser Flächen besuchen und nach dem Stand der Dinge sehen.
Und auch vormerken: Am Sonntag, dem 25.06.23 findet wieder das beliebte Blühfest in Damnatz statt. Mit Kaffee und Kuchen, Bratwurst, Treckerfahrten, Informationen und Kinderprogramm.
Im Damnatzer Wegrainprojekt geht es nicht nur darum, verlorenen Artenreichtum wieder zu entwickeln. Es sollen auch vorhandene Kostbarkeiten geschützt und erhalten werden. Ganz besonders gilt das für die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris), die in Wegeseitenräumen der Gemeinde an wenigen Stellen wächst.
Sumpf-Wolfsmilch
Diese eindrucksvolle Staude kommt in Deutschland fast nur in den Flußtälern von Elbe, Rhein, Oder, Donau und Weser/Aller vor. Hier benötigt sie sumpfige, nährstoff- und basenreiche Standorte, die im Sommer aber auch austrocknen. Ein Hauptproblem der Art ist die Entwässerung von Sümpfen. Auch häufige Mahd verträgt die Pflanze nicht. Bei ganz ausbleibenden natürlichen oder menschlichen Störungen droht sie andererseits aber von Weidengebüschen oder anderen Gehölzen überwuchert und ausgedunkelt zu werden. Die Sumpf-Wolfsmilch ist besonders geschützt, bundesweit gefährdet und in Niedersachsen sogar stark gefährdet.
Verbreitungskarte Sumpf-Wolfsmilch (www.floraweb.de)
Nachdem wir im vergangenen Jahr eine größere Wuchsstelle von Weiden und Brombeeren befreit haben, galt es jetzt, an dieser Stelle dranzubleiben und auch Pflanzen an weiteren Stellen durch Mahd und Gehölzrückschnitt zu erhalten und zu fördern. Wir sind deshalb zu dritt losgezogen und haben zwei Stunden lang dem unfreundlichen Wetter getrotzt, das sich von anfänglichem Nieselregen bald zu einem ausgewachsenen Regen entwickelte. Erfreulicherweise konnten inzwischen über 20 Wolfsmilch-Stauden in Wegeseitenräumen der Gemeinde gefunden werden, die jetzt alle wieder genug Luft und Licht haben. Wir freuen uns darauf, zur Blütezeit im Mai/Juni die Erfolge sehen zu können.
Mähen und Harken für die gute Sache