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AKTUELLES                                                       


 

Stand 28.02.2024  278 Blühpatenschaften

 

 

Erfreulicher Neuzugang auf unseren Blühflächen: Der Kleine Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis), ein laut niedersächsischer Roter Liste stark gefährdeter Schmetterling, hat uns gefunden. Damit fliegen zur Zeit u.a. drei Tagfalterarten auf unseren Blühflächen, die das Wort „Klein“ im Namen tragen. Schon berichtet wurde über den Kleinen Perlmutterfalter (Issoria lathonia, Vorwarnstufe in der Roten Liste), der hier nach wie vor sehr aktiv ist und Eier ablegt. Zudem ist der hübsche Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) bei uns unterwegs.

Alle drei haben eine Gemeinsamkeit, denn sie vermehren sich nicht auf den von uns ausgesäten Pflanzen, sondern auf Wildkräutern, die spontan auf dem Teil unserer Blühflächen aufgelaufen sind, der sehr sandig und trocken ist. Beim Kleinen Sonnenröschen-Bläuling sind in Norddeutschland, wo das namensgebende Sonnenröschen fehlt, die Wildpflanzen Reiherschnabel und Kleiner Storchschnabel Raupennahrungspflanzen. Der Kleine Perlmutterfalter entwickelt sich auf dem Acker-Stiefmütterchen. Und die Raupen des Kleinen Feuerfalters fressen an einer Sauerampfer-Art, dem - passenderweise - Kleinen Sauerampfer. Für diese Falter ist es positiv, dass auf unseren sandigeren Flächen die Aussaat eher lückig aufgelaufen ist, denn so können sich die Wildkräuter besser entwickeln und stehen im Licht, was die drei Schmetterlingsarten fördert.

Gemeinsam haben diese Schmetterlinge auch, dass sie im Raupenstadium bei „ihrer“ Wildpflanze überwintern. Auf bewirtschafteten Äckern oder einjährigen Blühflächen würden sie, wenn sie sich überhaupt ansiedeln, am Ende der Saison durch Umpflügen vernichtet. Bei unseren mehrjährigen Blühflächen können sie überleben und im günstigen Fall von Jahr zu Jahr mehr werden.

Oberseite des Kleinen Sonnenröschen-Bläulings (Weibchen). Trotz seines Namens fehlt auf den Flügeln, im Gegensatz zu den meisten anderen Bläulingen, jede blaue Farbe.

Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Unterseite)

Ein gutes Unterscheidungsmerkmal zum häufigeren Hauhechel-Bläuling ist die Anordnung dieser drei schwarzen Punkte auf der Flügelunterseite, die nicht in einer Reihe liegen.

Kleiner Perlmutterfalter

Kleiner Feuerfalter

Fotos: Georg Wilhelm

 

Unser Blühprojekt war jetzt Ort und Anlass für eine Besichtigung und einen Erfahrungsaustausch von einer Gruppe von Fachleuten. Auf Einladung von Petra Bernardy, Gebietsbetreuerin in den Vogelschutzgebieten Lucie und Drawehn, kamen in Damnatz Vertreter von Biosphärenreservatsverwaltung, Unterer Naturschutzbehörde, Bauernverband Nordostniedersachsen, Botanischem Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg, Niedersächsischen Landesforsten und unserem Projekt zu einer Feldbesichtigung zusammen. Neben unseren Blühflächen waren auch Einsaaten einer "Hummelmischung" auf Empfehlung der Biosphärenreservatsverwaltung Thema, die in Damnatz unsere Projektflächen sehr gut ergänzen.

Ziel war ein Erfahrungsaustausch u.a. über die Aussaattechnik, die Entwicklung der Pflanzenbestände und eine Bewertung der Flächen aus Naturschutzsicht. Hintergrund ist, dass mehrjährige Blühflächen mit einem höheren Anteil an Wildpflanzen wie in unserem Projekt zur Sicherung der Artenvielfalt besser geeignet sind als einjährige Blühstreifen, aber nur selten angelegt werden. Gemeinsam wurde geplant, sich für praxisnähere Förderrichtlinien einzusetzen, die heute eine oft sinnvolle Herbstaussaat von Blühflächen erschweren. Auch Möglichkeiten zur Förderung der Artenvielfalt an Wegrainen wurden diskutiert.

Jann Wübbenhorst von der Biosphärenreservatsverwaltung hob hervor, dass ihm im nordöstlichen Niedersachsen bisher kein so durchdachtes und ausgefeiltes Konzept wie in Damnatz bekannt sei. Er hoffe darauf, dass das Beispiel der Dorfgemeinschaft Schule macht und ähnlich anspruchsvolle Projekte, die sich hieran orientieren, auch woanders gestartet werden.

Besichtigung einer Fläche mit "Hummelmischung" zur Malvenblüte

Foto: Georg Wilhelm

 

Eine der größten mitteleuropäischen Wildbienen, die Blauschwarze Holzbiene (auch Große Holzbiene, Blaue Holzbiene, wissenschaftlich Xylocopa violacea) wurde jetzt mehrfach in Damnatz beobachtet. Die an eine große Hummel erinnernde laut brummende Biene ist mit ihrer schwarzen Behaarung und ihren blauschwarz metallisch schimmernden Flügeln eine sehr auffällige Erscheinung. Als wärmeliebende Art war sie in Deutschland lange Zeit nur im Südwesten zu Hause, breitet sich aber allmählich nach Norden aus und bereichert nun auch die Tierwelt in Damnatz. Die schöne und sehr friedfertige Biene nistet in totem, sonnenbeschienenem Holz, vor allem in abgestorbenen Baumstämmen. Das Weibchen nagt hier fingerdicke lange Gänge hinein, in die es seine Brutzellen anlegt. Man kann (nicht nur) der Holzbiene helfen, indem man abgestorbene Bäume oder Äste, wo es möglich ist, erhält und nicht beseitigt. Beim Blütenbesuch soll diese Biene eigentlich vielseitig sein, sie scheint bei uns aber eine auffällige Begeisterung für Muskatellersalbei zu haben. Bei unserem Blühprojekt sollten wir diese schöne Pflanze in Zukunft ebenfalls einsetzen.

Blauschwarze Holzbiene an Muskatellersalbei. Der eigentlich blauschwarze Rücken ist schon ganz weiß vom Salbeipollen.

Foto: Georg Wilhelm

Er kam schneller, als wir zu hoffen gewagt haben: Der Schwalbenschwanz, ein gefährdeter, sehr attraktiver Tagfalter, hat begonnen, unsere Blühflächen zu besiedeln. Wir konnten zwei Raupen auf Dill entdecken. (Aktualisierung 29.6.: Jetzt fünf Raupen auf zwei Blühflächen.)

Schwalbenschwanz-Raupen auf unserer Blühfläche

Schwalbenschwanz, ausgewachsener Falter (älteres Bild aus einen Garten in Damnatz)

Der Schwalbenschwanz entwickelt sich auf Doldenblütlern. Für blütenbesuchende Insekten, aber eben auch für den Schwalbenschwanz, haben wir in die Aussaat u.a. die Doldenblütler Dill, Koriander, Petersilie, Fenchel und Wilde Möhre eingemischt. Während er in Gärten durch "Aufräumen", auf Feldern durch Insektizide und auf Wiesen und Deichen durch Mahd ohne ungemähte Restflächen nur schwer überleben kann, hat er auf unseren Blühflächen einen relativ sicheren Lebensraum.

Die genannten Doldenblütler sind ein Beispiel dafür, dass es uns in erster Linie darauf ankommt, mit Pflanzenvielfalt Insektenvielfalt möglich zu machen. Es geht nicht darum, ein kurzes "Blütenfeuerwerk abzubrennen", das schon auf größere Entfernung Eindruck macht. Aber natürlich gibt es auch hier beim genaueren Hinsehen viel Schönes zu sehen.

K-und-K-Komposition: Koriander und Kornblume

Neben den in der ersten Phase tonangebenden einjährigen Pflanzenarten kommen jetzt auch schon die ersten sich schnell entwickelnden mehrjährigen Arten zur Blüte, allen voran die Wilde Malve.

Die Wilde Malve ist eine gute Nektarquelle für Hummeln und andere Wildbienen, aber auch für Honigbienen und Schwebfliegen. Manchmal wird diese schon in der Antike bekannte Heilpflanze auch "Käsepappel" genannt. Das hat nichts mit dem Baum zu tun, sondern mit Babybrei ("Papp"), der früher aus den käselaibförmigen Früchten hergestellt wurde. Da die Früchte gerade mal 1 cm groß sind, musste man schon fleißig sammeln, um das Kind "pappsatt" zu kriegen.

 

Blühfläche mit Wilder Malve

Wilde Malve

Honigbiene auf Wilder Malve

In den Blühstreifen lassen sich immer wieder Rehe und Feldhasen beobachten. Auch Verbiss an den Pflanzen zeigt, dass die Streifen als Versteck und als Nahrungslebensraum benutzt werden. Das freut uns, denn die Blühflächen sollen für alle da sein.

Blühstreifen am Sportplatz: Die Flächen sind zum Teil recht ungestört

Fotos: Georg Wilhelm

Auf unseren Blühflächen wird es bunter. Tonangebend ist weiterhin auf den reicheren Böden das Senf-Gelb und das Phazelien-Lilablau, während auf den trockenen Sandböden Buchweizen-Weiß dominiert. Dazwischen erscheinen aber auch neue Farbtupfer.

Blühfläche am Ortsausgang nach Kamerun im Vordergrund.
(Die hellgrüne Fläche dahinter ist eine einjährige Blühfläche, die von der Biosphäre gefördert wird. Einsaat dort erfolgte 2 Wochen später.)

Die Vielfalt von derzeit ca. 25 Pflanzenarten kann man schon ahnen...

Kleine rote Akzente setzt jetzt der Inkarnat-Klee, eine einjährige Kulturpflanze aus dem Mittelmeerraum mit hoher Bedeutung für Honigbienen und Hummeln. 

Inkarnat-Klee

Auch die Kornblume, eine gute Nektar- und Pollenquelle für Bienen und eine der heimischen einjährigen Wildpflanzen in unserer Mischung, lässt sich jetzt blicken.

Kornblume

Der Klatsch-Mohn, eine weitere heimische einjährige Art, ist eine gute Pollenquelle für Bienen und Schwebfliegen. 

Klatsch-Mohn

Neben der bekannten Garten-Ringelblume haben wir auch ihre kleine Schwester, die weng bekannte Acker-Ringelblume, ausgesät, die an vielen Stellen jetzt aufblüht. Die Acker-Ringelblume kommt eigentlich aus dem Mittelmeerraum, hat aber auch alte Vorkommen in süddeutschen Weinbaugebieten und steht dort auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Sie scheint bei Bienen eine noch beliebtere Nektar- und Pollenquelle als die Garten-Ringelblume zu sein.

Garten-Ringelblume (oben) und Acker-Ringelblume (unten).

Gute Nachrichten auch bei den Schmetterlingen: Inzwischen wurde auf allen drei trocken-sandigen Blühflächen der Kleine Perlmutterfalter dabei beobachtet, dass er auf den reichlich vorhandenen Acker-Stiefmütterchen Eier ablegen will. Dieser wunderschöne Falter ist sicher ein Fan unseres Projekts.

Obwohl unsere meisten Blühflächen relativ nah an der Bebauung liegen, sind sie offenbar auch für seltene Vögel interessant. Es gibt Brutverdacht für ein zweites Schafstelzen-Paar und Anfang Juni wurde auch ein Braunkehlchen in einer Blühfläche gesichtet (Brut aber bisher unwahrscheinlich).

Fotos: Georg Wilhelm

Unsere Blühflächen fangen jetzt ein bisschen an, zu zeigen, was in ihnen steckt. Mehrere einjährige Kulturpflanzen (v.a. Senf, Phazelie, Buchweizen) öffnen ihre Blüten. Sie werden schon von einigen Insekten besucht, im Moment vor allem von verschiedenen Hummelarten und von Honigbienen. Dazwischen stehen aber auch andere Pflanzen in den Startlöchern, die von außerhalb der Flächen noch kaum zu erkennen sind. Bei einer Stichprobe auf der Blühfläche am Ortseingang von Seybruch kommend zeigten sich schon etwa 25 der ausgesäten Arten. Weiter so!

Blühfläche mit Senf

Blühfläche mit Phazelie

Blühfläche mit Buchweizen

 

Steinhummel an Phazelie auf einer Blühfläche

Die Flächen haben sich alle, je nach Boden, Feuchtigkeit und Vorkultur, spannenderweise sehr unterschiedlich entwickelt. Teilweise sieht es schon gut aus, teilweise stehen die ausgesäten Pflanzen noch recht sparsam. Zwar gehört es zu unserem Konzept, dass dünn ausgesät wird, damit lichtliebende, ausdauernde Arten nicht von wuchskräftigen Arten „erdrückt“ werden. Doch durch die Dürre im April wurde es hier und da deutlich lichter als geplant. Aber wenn es weiterhin zumindest sporadisch regnet, wird es sich schon zurechtwachsen.

Auf sehr sandig-trockenen Flächen zeigte sich jetzt der Kleine Perlmutterfalter, ein seltener gewordener Tagfalter aus der „Vorwarnliste“ zur Roten Liste der gefährdeten Arten. Dieser Schmetterling braucht den lückigen Bewuchs, denn seine Raupe entwickelt sich auf Acker-Stiefmütterchen, die besonnt, in nicht zu dichter Vegetation stehen. Während dieser schöne Falter es auf bewirtschafteten Äckern schwer hat, findet er auf unseren Blühflächen ideale Bedingungen und konnte erfreulicherweise schon bei der Eiablage beobachtet werden.

Kleiner Perlmutterfalter auf einer Blühfläche

Libellen verbindet man nicht unbedingt mit Blühflächen auf Äckern, aber diese Flugkünstler brauchen nicht nur Gewässer, um sich zu entwickeln, sondern auch artenreiche Jagdgebiete, wo sie kleine Insekten fangen. Mit der Winterlibelle ließ sich jetzt eine unscheinbare, aber gefährdete Libellenart auf den Blühflächen blicken.

Winterlibelle auf einer Blühfläche

Die Blühflächen sind auch für Feldvögel als reicher Lebensraum für die Nahrungssuche und auf abgelegeneren Flächen außerdem als sicherer Brutplatz wichtig. Wir freuen uns über erste Brutnachweise.

Schafstelze mit Futter am Rand einer Blühfläche

Fotos: Georg Wilhelm

Ein extrem seltener und in Niedersachsen vom Aussterben bedrohter Schmetterling ist jetzt erfreulicherweise in Damnatz aufgetaucht, der Eselswolfsmilch-Glasflügler (Chamaesphecia tenthrediniformis). Er ist hochspezialisiert und kann sich bei uns nur an einer einzigen Pflanzenart entwickeln, eben der Esels-Wolfsmilch (Euphorbia esula). Diese Pflanze ist selbst nicht besonders häufig, hat aber in Deutschland einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte entlang der Elbe. In diesem Jahr gab es auch weitere Meldungen dieses Falters in der Elbtalaue.

Glasflügler sind eine Artengruppe, die man auf den ersten Blick gar nicht unbedingt als Schmetterlinge erkennt, weil sie Fressfeinde täuschen, indem sie versuchen, wie „gefährliche“ Wespen auszusehen.

Bei unserem Blühprojekt werden wir vermehrt darauf achten, auch Arten wie die Esels-Wolfsmilch zu fördern, die ohnehin auch für viele blütenbesuchende Insekten attraktiv ist.

Eselswolfsmilch-Glasflügler auf Blüten der Esels-Wolfsmilch (Foto G. Wilhelm)

Aufkeimende Saaten und aufkeimende Zuversicht: Ersehnte Regenfälle haben unseren Blühflächen einen positiven kleinen Schub gegeben. Nach der Dürre fielen in den letzten April- und ersten Maitagen in Damnatz insgesamt ordentliche rund 30 mm. Es folgte eine sommerliche trockene Woche und jetzt die Eisheiligen mit kalten, durchwachsenen Tagen, die aber bisher auch fast keinen Niederschlag brachten. Zwischen den sehr spärlichen Pflanzen, die im April aufgelaufen sind, kommen jetzt einige Keimlinge auf, allerdings sehr unterschiedlich, je nach Bodenfeuchte. Wenn diese Entwicklung sich fortsetzt, können wir und die Insekten uns in diesem Jahr schon an einer ganz guten Blüte freuen. Wenn es wieder eine anhaltende Trockenheit geben sollte, muss an Nachsaaten gedacht werden, das aber am zuverlässigsten im Herbst. Daumendrücken und Geduld sind also angesagt!

 

Fertig zum Einzug: Gerhard Brockmann und Wolfgang Schmidtke haben zwei Wildbienen-Nisthilfen gebaut und an zwei unserer Blühflächen aufgestellt (Blühfläche Ortsrand Damnatz Richtung Kamerun und Blühfläche beim Deich nördlich Friedhof). In soliden, überdachten Rahmen sind Holzstücke mit Bohrlöchern in verschiedenen Größen eingebaut. Hier können sich Wildbienen ansiedeln, die auch in der Natur vorhandene Hohlräume wie Käferbohrlöcher in toten Bäumen nutzen. Angeboten wird aber auch Lehm für Wildbienen, die Steilwände bewohnen.

   

Gleich nach dem Aufstellen hat das erste Wildbienen-Weibchen, eine Rostrote Mauerbiene, das Angebot entdeckt und mit dem Bau und der Versorgung von Brutzellen begonnen. Willkommen!

 

Das linke Bohrloch ist schon fertig versorgt. Der rechte Nistplatz ist noch in Arbeit. Linkes Bild: Die Biene geht zuerst mit dem Kopf voran hinein und würgt den Nektar aus. Rechtes Bild: Dann geht geht sie noch einmal rückwärts hinein, um den Pollen, den sie an ihrer Bauchbürste gesammelt hat, abzustreifen. In solchen Bohrgängen werden die Brutzellen in Linie hintereinander angelegt. Jede Brutzelle wird mit einem Futtervorrat aus Pollen und Nektar verproviantiert und mit einem Ei versehen. Am Ende wird der Eingang mit Lehm zugemauert.

 

Jede/r kann auch auf dem eigenen Grundstück Nisthilfen anlegen, indem an sonniger, geschützter Stelle waagerechte Schilf- oder Bambushalme oder angebohrte Holzstücke angebracht werden. Hinweise, was dabei zu beachten ist, gibt z.B. eine Broschüre Gefährdete Wildbienen - Nisthilfen bauen und Lebensräume schaffen.

Fotos: Georg Wilhelm

 

Für unsere Blühflächen war der erste Monat seit der Aussaat leider überhaupt keine gute Zeit. Außer kurzem Schneefall am Anfang und etwas Regen am zweiten Aprilsonntag kam kein Niederschlag. Viel Sonne und Wind trockneten die oberen Bodenschichten extrem aus. Noch nie gab es in Nordost-Niedersachsen auch eine derart hohe Waldbrandgefahr schon im April.

Entsprechend ist der Zustand unserer Einsaaten. Durch die Dürre ist auf den Blühflächen nur sehr wenig gekeimt, und dann auch fast nur die Kulturpflanzen wie Phacelia, Sonnenblume, Weißer Senf, Buchweizen, Borretsch und Inkarnat-Klee. Die Pflänzchen stehen meist sehr vereinzelt, oft nur 1 bis 3 Stück pro m², also viel zu wenig.

Einige Blühflächen wurden schon beregnet, zum Teil auch durch Initiative von Blühpaten auf Nachbargrundstücken, und sehen etwas besser aus. Das ist aber nicht überall möglich und es ist auch mit Beregnung schwer, gegen die Trockenheit anzukommen,

Ab heute Abend ist nun für einige Tage Regen angesagt. Wir werden sehen, ob es nur eine kurze Verschnaufpause wird oder ob unsere Einsaaten jetzt richtig „durchstarten“ können. Unsere Hoffnung ist natürlich letzteres und dass Petrus jetzt auch eine Blühpatenschaft übernommen hat.

Auf Teilflächen, auf denen die Saat wetterbedingt nicht aufgeht, könnte im Herbst nachgesät werden. Die Chancen sind dann normalerweise recht gut. Wir sind aber optimistisch, dass wir keinen solchen „Plan B“ brauchen.

Blühfläche in Staub-Grau: Müsste jetzt eigentlich von gekeimten Pflänzchen grün schimmern.

 

Hier kommt schon so manches, braucht nun aber Regen

Fotos: Georg Wilhelm

 

In den letzten Wochen konnte ein seltener Schmetterling, der „Große Fuchs“, einige Male in Damnatz beobachtet werden. In der niedersächsischen Roten Liste der gefährdeten Schmetterlinge steht dieser Falter in der höchsten Gefährdungskategorie „Vom Aussterben bedroht“. Im Wendland scheint sich sein Bestand aber etwas erholt zu haben. In einem Portrait dieser Art im Kiebitz schreibt der Schmetterlingskenner Martin Gach, dass der Große Fuchs hier inzwischen wohl häufiger ist als sein ehemals massenhaft vorkommender kleinerer Bruder, der „Kleine Fuchs“. Das schien bisher jedoch nicht für Damnatz zu gelten. Jetzt ist er aber da und ist damit die 40. Tagfalterart, die im Dorf seit dem Jahr 2000 gesichtet wurde.

Der Große Fuchs überwintert als Falter und kann deshalb schon sehr früh im Jahr beobachtet werden. Nach dem Erwachen stärkt er sich zunächst unter anderem an Kätzchen von frühblühenden Weiden wie der Sal-Weide. Seine Raupen entwickeln sich an Bäumen. Hier legt das Weibchen etwa Anfang Mai ringförmige Eigelege um Zweige. Die wichtigste Raupennahrungspflanze scheint die Sal-Weide zu sein, aber auch Zitter-Papeln, Ulmen, Birnen und Kirschen werden angenommen.

Für den Großen Fuchs, wie für recht viele andere Arten, könnte es in Zukunft günstig sein, dass wir in unserem Projekt Sal-Weiden gepflanzt haben und dass zwei Bäume dieser Art auch am Rand der Blühflächen in Höhe „Achter Höfe“ stehen.

Der Große Fuchs auf einem Birnbaum in Damnatz (5. April)

Der bekanntere Kleine Fuchs zum Vergleich. Ein Unterscheidungsmerkmal, außer der Größe, ist die große dunkle Fläche auf den Hinterflügeln, die dem Großen Fuchs fehlt. Am Flügelrand hat der Kleine Fuchs eine schöne blaue Punktreihe, die beim Großen Fuchs nur auf den Hinterflügeln vorhanden ist.

Fotos: Georg Wilhelm

Wir haben jetzt auf der Mehrzahl der Blühflächen unsere Blühmischung ausgesät. In den letzten Tagen war noch geeggt worden, um ein günstiges Saatbett zu schaffen. Jetzt muss noch gewalzt werden und auch die letzten fehlenden Flächen sind noch zu bearbeiten. Nun ist zu hoffen, dass der Niederschlag, der in dieser Woche für einzelne Tage angesagt ist, auch wirklich kommt. Der angesagte Frost dürfte den noch nicht gekeimten Samen nichts ausmachen. Und bei aller Liebe zur Frühlingssonne sollte es auch in den Wochen danach nicht allzu trocken sein.

Die Aussaat von Wildpflanzensamen ist durchaus knifflig, denn die meisten Arten sind Lichtkeimer, deren Samen nicht tief in den Boden eingearbeitet werden dürfen. An der Oberfläche trocknen sie aber schnell aus. Deshalb säen wir jetzt, um die Bodenfeuchte auszunutzen, solange diese noch vorhanden ist und um den angesagten Regen „mitzunehmen“. In den letzten Jahren gab es oft ein sehr trockenes Frühjahr, was für die Saat überhaupt nicht gut wäre.

Eine echte Herausforderung ist auch die richtige Einstellung der Drillmaschine. Zwar gibt es vom Hersteller vorgeschlagene Einstellungen z.B. für „Roggen“, „Weizen“ oder „Raps“, aber leider nicht für „Mischung aus 60 Wildpflanzen- und Kulturpflanzen-Blumensamen mit teils großen, teils extrem feinen Samengrößen, hochgemischt mit Maisschrot“. Das erfordert viel Justieren und Testen, Nachjustieren und wieder Testen, denn das Saatgut muss in der exakten Menge auf der Fläche verteilt werden. Wenn es verbraucht wäre, bevor alle Blühflächen bestellt sind, könnte es nicht einfach kurzfristig nachbestellt werden. Auch die Einstellung der Striegel, die die Samen mit Erde bedecken, ist eine schwierige Entscheidung. Die Lichtkeimer-Samen sollen nahe der Oberfläche bleiben, aber auch nicht ganz als sehr teures Vogelfutter auf dem Präsentierteller liegen. Wir haben uns die beste Mühe gegeben und hoffen, dass es gut ist und gelingt.

P.S.: Heute (29.3.) regnet es. Guter Anfang...   smile

 Henning Harms bei der Aussaat der Blühmischung (Foto: Georg Wilhelm)

 

Noch konnten wir unsere Blühmischung nicht einsäen, weil die Felder wegen Nässe nicht befahrbar waren, aber Ende März ist es voraussichtlich so weit.

Bis dahin haben wir jetzt aber schon etwas für Wildbienen und andere Insekten getan und vier Salweiden gepflanzt, zwei am Ortsrand in der Nähe der Blühfläche an der Rosenstraße und zwei am Rand einer Waldbucht im Bereich des ehemaligen Grüngutplatzes. Unter den Sträuchern und kleinen Bäumen ist die Salweide wohl die Art mit der größten Bedeutung für die Insektenvielfalt. Viele Wildbienenarten wie z.B. die Weiden-Sandbiene sammeln Pollen für ihre Brut ausschließlich an Weidenblüten. Die Salweide ist eine besonders früh blühende Weidenart und bietet den spezialisierten Wildbienen, wenn sie die Nester verlassen, sofort Nahrung. Aber auch Honigbienen und andere Arten nehmen das frühe Angebot dankbar an. Auch von den Blättern leben viele Tierarten, z.B. die in Damnatz gelegentlich zu beobachtenden gefährdeten Schmetterlingsarten Trauermantel und Schwarzes Ordensband. Da aber auch das Wild Salweiden absolut lecker findet, mussten die kleinen Jungbäume sehr gut mit einem großen Zaun geschützt werden. Wenn sie gut angehen, werden sie im nächsten Frühjahr aber wohl schon ein ordentliches Format haben und zur Blüte kommen. Die Pflanzen sind ein Geschenk des Landschaftspflegeverbands Wendland-Elbetal.

Am Rand von drei Blühflächen haben wir außerdem Erdhügel angelegt, um Wildbienen zu fördern. Die Mehrzahl der Wildbienen nistet im Boden und ein Teil von ihnen bevorzugt dabei Steilwände, zum Beispiel die Frühlings-Pelzbiene, die zur Zeit schon fliegt. Wenn der Boden sich gesetzt hat, werden die Südseiten mit einem Spaten senkrecht abgestochen. Wir hoffen dann auf eine gute Besiedlung.

 Fotos: Georg Wilhelm